1819 Jean Désiré Gustave Courbet wird am 10. Juni in Ornans bei Besançon in der Franche-Comté geboren. Sein Vater Régis Courbet (1798–1882) ist ein wohlhabender Grundbesitzer und seine Mutter Sylvie (1794–1871), geb. Oudot, stammt aus einer alteingesessenen Familie. Er hat vier jüngere Schwestern: Clarisse (1821–1834), Zoé (1824–1905), Zélie (1828–1875) und Juliette (1831–1915).
1831–1837 Courbet besucht das Seminar in Ornans. Ab 1833 erhält er Kunstunterricht bei Claude-Antoine Beau, einem Schüler von Antoine Jean Gros.
1834 entsteht das erste erhaltene Gemälde, Portrait de jeune garçon.
1837 Courbet besucht das Collège royale in Besançon. Er erhält Zeichenunterricht bei Charles Antoine Flajoulot, einem Schüler Jacques-Louis Davids und Professor an der Akademie von Besançon.
1839–1843 Im Herbst zieht Courbet nach Paris, wohl um Jura zu studieren. Doch er widmet sich dem Selbststudium im Musée du Louvre und lernt bei Carl von Steuben sowie Nicolas Auguste Hesse. Ausserdem besucht er die Privatakademien von Charles Suisse und von Père Lapin. 1841 erste Reise ans Meer nach Le Havre. Seit 1841 versucht er am Salon teilzunehmen.
1844 Nach mehreren gescheiterten Anläufen debütiert Courbet im Salon mit dem Selbstportrait Courbet au chien noir.
1847 Courbet macht Bekanntschaft mit dem Soziologen, Philosophen und Anarchisten Pierre-Joseph Proudhon (1809–1865) sowie mit dem Schriftsteller Charles Baudelaire (1821–1867). Im September reist er nach Belgien, wahrscheinlich in Begleitung des Schriftstellers Jules Champfleury (1821–1889). Geburt des Sohnes Alfred Emile (1847–1872), den Courbet nicht anerkennt. Die Mutter Virginie Binet (1808–1865) steht Courbet regelmässig Modell.
1848 Courbet nimmt an der Februarrevolution nicht teil, entwirft aber eine Illustration für die Zeitung Le Salut public, die u.a. von Champfleury, Baudelaire und Charles Toubin (1820–1891) herausgegeben wird. Er ist regelmässiger Gast der Brasserie Andler, einem Treffpunkt von Schriftstellern und bildenden Künstlern. Der Salon findet ohne Jury statt; alle eingereichten Gemälde werden ausgestellt, darunter zehn von Courbet.
1849 Für Une après-dînée à Ornans erhält Courbet eine Goldmedaille, der Staat kauft das Werk an.
1850 Courbet reicht neun Gemälde zum Salon von 1850/51 ein, die dank der Auszeichnung im Jahr zuvor alle angenommen werden, darunter die sogenannte Trilogie des Realismus: Un enterrement à Ornans, Les Casseurs de pierre und Les Paysans de Flagey revenant de la foire.
1852 Virginie Binet verlässt Courbet und zieht mit dem gemeinsamen Sohn nach Dieppe. Innenminister Charles-Auguste duc de Morny kauft ein Werk, das anschliessend im Salon ausgestellt wird.
1853 Im Herbst reist Courbet durch die Schweiz, nach Bern und Freiburg. Der reiche Bankierssohn und fortan wichtige Gönner Alfred Bruyas (1821–1877) kauft zwei der drei von Courbet im Salon ausgestellten Werke. Ausserdem beauftragt er Courbet im Juni mit dem Porträt Tableau-solution. Zwei weitere Porträts folgen 1854.
1854 Von Mai bis September hält sich Courbet bei Bruyas in Montpellier auf. Hier entstehen La Rencontre und Le Bord de mer à Palavas.
1855 Auf der Pariser Exposition universelle werden elf der vierzehn von Courbet eingereichten Werke gezeigt. Parallel dazu veranstaltet er im sogenannten Pavillon du Réalisme eine Einzelausstellung mit vierzig Werken, darunter L’Atelier du peintre.
1857 Courbet reist nach Brüssel und anschliessend nach Frankfurt am Main. Beim Salon muss er sich wieder der Jury stellen, die die sechs von ihm eingereichten Gemälde annimmt.
1858–1859 Courbet hält sich bis zum Frühjahr 1859 in Frankfurt am Main auf; er jagt im Taunus.
1860 Von Champfleury erscheint der Beitrag »Wagner et Courbet« im Courrier de Paris.
1861 Im Salon zeigt Courbet Jagdszenen sowie Tier- und Landschaftsbilder, für die er erneut eine Auszeichnung erhält. Er sitzt im Auswahlkomitee für die französischen Beiträge der kommenden International Exhibition in London. Auf Wunsch einiger Studenten eröffnet er im Dezember ein Lehratelier, das jedoch nur bis zum April 1862 existiert.
1862 Courbet ist auf der International Exhibition in London mit zwei Gemälden vertreten. Den Sommer verbringt er in der Saintonge. Er malt vor allem Blumenstillleben und Landschaften.
1864 Courbet verbringt die meiste Zeit des Jahres in Ornans, wo er viele Landschaften malt.
1865 Courbet hält sich in Trouville auf, wo er Claude Monet (1840–1926) und James Abbott McNeill Whistler (1834–1903) trifft.
1866 Der Diplomat Khalil-Bey (1831–1879) beauftragt ihn mit dem Gemälde Le Sommeil, für ihn malt Courbet auch L’Origine du monde.
1867 Courbet organisiert erneut eine eigene Ausstellung parallel zur Exposition universelle mit über hundert Werken; an der offiziellen Ausstellung nimmt er mit vier Werken teil.
1869 Im August und September hält sich Courbet in Etretat auf. Es entstehen Meeresbilder und Küstenlandschaften. Anlässlich der Internationalen Kunstausstellung in München, auf der er einen eigenen Saal erhält, zeichnet Ludwig II. von Bayern ihn mit dem Ritterkreuz des Ordens vom Heiligen Michael aus. Ende September entstehen in München fünf Gemälde.
1870 Courbet wird für die Légion d’honneur nominiert, eine Auszeichnung, die er in einem offenen Brief zurückweist. 19. Juli: Frankreich erklärt Preußen den Krieg. 1. September: Napoleon III. wird nach der Niederlage von Sedan gefangen genommen. 4. September: In Paris wird die Dritte Republik ausgerufen. 6. September: Wahl Courbets zum Präsidenten der Commission des arts. Er soll die Pariser Kunstschätze vor den Kriegswirren in Sicherheit bringen. 14. September: Er plädiert für die Abtragung der Vendôme-Säule, die die Napoleonischen Kriege ehrt. 29. Oktober: Er verliest seine offenen Briefe À l’armée allemande, um als überzeugter Pazifist dem Krieg Einhalt zu gebieten.
1871 18. März: Bildung der Commune. 16. April: Courbet wird in die Commune von Paris gewählt. 16. Mai: Die Vendôme-Säule wird durch die Commune gestürzt. 28. Mai: Die Commune kapituliert. 3. Juni: Courbets Mutter stirbt. 7. Juni: Courbet wird verhaftet und für die Zerstörung der Vendôme-Säule verantwortlich gemacht. 2. September: Er wird wegen Mittäterschaft am Säulensturz zu sechs Monaten Haft und einer Geldstrafe von 500 Francs verurteilt. 22. September: Er kommt ins Pariser Gefängnis Sainte-Pélagie. Wegen gesundheitlicher Probleme wird er am 30. Dezember in eine Klinik in Neuilly verlegt, wo er bis zum folgenden April bleibt.
1872 1. Mai: Courbet findet sein Atelier geplündert vor. Von Mai bis September hält er sich in Ornans und Umgebung auf. Unterstützt von den Gehilfen Cherubino Pata und Marcel Ordinaire entstehen viele Ansichten Ornans sowie Schnee- und Meereslandschaften.
1873 Der Prozess gegen Courbet wird erneut aufgerollt. 30. Mai: Die Nationalversammlung beschliesst den Wiederaufbau der Vendôme-Säule. Die Arbeiten sollen erst beginnen, wenn die Höhe der Restitutionszahlung durch Courbet festgelegt ist. Gleichzeitig werden sämtliche Besitztümer Courbets konfisziert. 23. Juli: Courbet geht in die Schweiz ins Exil. Er lässt sich ab Oktober in La Tour-de-Peilz am Genfer See nieder. Beginn der Ansichten des Château Chillon und des Genfer Sees. Anlässlich der Weltausstellung in Wien zeigt Courbet im österreichischen Kunstverein eine Werkauswahl, darunter L’Atelier du peintre.
1874–1875 26. Juni: Courbet wird die Alleinschuld am Sturz der Vendôme-Säule angelastet. Das Urteil wird am 6. August 1875 bestätigt.
1876 Vergeblich bittet Courbet die neu gewählte republikanische Regierung um Gnade.
1877 4. Mai: Courbet wird zur Zahlung sämtlicher Kosten für die Wiedererrichtung der Vendôme-Säule in Höhe von 323‘091,68 Francs verurteilt.