Friday Beyeler

Friday Beyeler: I couldn`t help but wander

Ein Garten ist immer ein Versuch der Zähmung. Mit viel selbst auferlegter Arbeit wird Flora in eine Form gebracht – häufig in eine Form, die die Anmutung des Zufalls haben soll. Der Garten ist ein Ort des Lustwandelns, ein Ort der Sehnsucht, des Begehrens, aber auch der Distinktion. Es ist ein Ort des Sehens und des Gesehen-werdens. Manchmal, je nach Beschaffenheit des Gartens, ist es auch ein Ort, an dem man sich verlieren kann, in Gedanken – oder auch ganz buchstäblich, zum Beispiel in einem der Labyrinthe, die man manchmal in Schlossgärten findet. Und natürlich steckt in der Idee des Gartens auch das Paradies, in Bezug zu dem wir per se Vertriebene sind: Das heisst, unsere Trennung von der Tierwelt, der Beginn des Selbst-Bewusstseins, der Beginn der Nacktheit, und der der Scham. In diesem Friday at Beyeler wollen wir, angeleitet von Olga Hohmann und David Karl Max, die verschiedenen Bewegungs- und (Selbst)Beobachtungsformen, die im Mikrokosmos „Garten“ stattfinden, erkunden und dabei sowohl einen Fokus auf die Frage nach Klasse, Abgrenzung und Zugehörigkeit legen – als auch auf die Gleichzeitigkeit der Mikrokosmos und -organismen, die sich in dem Biotop, sichtbar und unsichtbar, versammeln. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Teich – ein stehendes, angelegtes Gewässer, in dem diese Aspekte buchstäblich miteinander verschwimmen. Wir widmen uns spielerisch zwei literarischen Positionen: Kurzprosa von Virginia Woolf und dem Langgedicht/Prose Poem „I remember“ von Joe Brainard. Beide Positionen laden zu einer Schärfung der Wahrnehmung ein, die mal grösser- und mal kleiner skaliert werden kann. „Ich sehe was, was du nicht siehst“ ist ein Kinderspiel, kann aber auch zu einer Schärfe in der Beobachtung führen – ebenso wie eine Weiterführung von „I remember“ eine freie Assoziation auslöst, die in einem kollektiven literarischen Prozess mündet. Die (Kindheits-) erinnerung, die einem wie das Allereigenste/-persönlichste erscheint, wird plötzlich als etwas Exemplarisches sichtbar, in dem partikulare kulturelle Erfahrungen aufscheinen. Wenn jene Assoziationen allerdings zu einem Teppich aus geteilten Erinnerungen verschwimmen, spinnt sich ein neues, nicht-lineares Narrativ. Olga Hohmann ist Autorin und Künstlerin und lebt in Berlin. Sie schreibt Essays, Prosa und Texte für Performances. 2022 erschien „The Overview Effect“ beim Textem Verlag Hamburg, 2023 „In deinem rechten Auge wohnt der Teufel“ im Korbinian Verlag. David Karl Max ist Künstler und lebt in Basel und Berlin. Treffpunkt: Pavillon im Park Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt und ermöglicht auch spontane Teilnahmen vor Ort.

«Friday Beyeler» ermöglicht zum Start in das Wochenende einen entspannten Museumsbesuch nach Feierabend. Das Museum bleibt jeweils bis 21 Uhr geöffnet, das Restaurant bis 22 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, ist «Friday Beyeler» im Museumseintritt inbegriffen. Ab einem Mindestverzehr von 25 CHF p. P. im Restaurant ist der Eintritt ins Museum am selben Abend gratis. Gültig freitags im Zeitraum von 18–21 Uhr. Weitere Informationen unter fondationbeyeler.ch